On-Demand-Verkehr

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On-Demand-Verkehr (auch bekannt als Ridepooling oder Mobility-On-Demand) bezeichnet eine Form des öffentlichen Nahverkehrs, bei der Fahrten nicht strikt nach Fahrplänen durchgeführt werden, sondern auf Anfrage der Fahrgäste. Die Fahrzeuge fahren nur, wenn sie zuvor von einem Fahrgast bestellt wurden.

Funktionsweise

On-Demand-Verkehrssysteme nutzen moderne Algorithmen, die in Echtzeit Fahrten bündeln und koordinieren. So können unnötige Wege vermieden und Emissionen gespart werden. Das Ziel ist hierbei, möglichst hohe Besetzungsgrade der Fahrzeuge zu erreichen. Die Eingabe des Start- und Endpunktes sowie der Abfahrtszeit erfolgt meist über eine Handy-App oder per Telefon. Das System berechnet aus den Anfragen die besten Routen der Fahrzeuge, damit alle Fahrgäste möglichst effizient befördert werden können. Dabei werden üblicherweise PKWs oder Kleinbusse eingesetzt, die flexibel auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der Fahrgäste reagieren können. [1]

Betriebsarten

On-Demand-Verkehr kann auf unterschiedliche Weise organisiert werden:

  • Bedarfslinien- und Richtungsbandbetrieb: Diese weisen eine eindeutige Hin- bzw. Rückrichtung durch fest definierte Start- und Zielhaltestellen auf. Der Richtungsbandbetrieb bedient in der Regel mindestens zwei fest definierte Haltestellen, die oft als Verknüpfungspunkte zum übrigen Netz dienen.
  • Sektorbetrieb: Fahrten erfolgen als Umlauf. In einer Rundfahrt werden sowohl Fahrgäste eingesammelt als auch verteilt. Start- und Zielhaltestelle fallen in einem einzigen Punkt zusammen.
  • Flächenbetrieb: Auch als Ridepooling bzw. Demand Responsive Transportation (DRT) bekannt. Es gibt keine vordefinierte Fahrtrichtung, da der Flächenbetrieb nicht mit Umläufen funktioniert. Das heißt, weder Start- noch Zielpunkt sind festgelegt. Im Gegensatz zum Taxibetrieb gibt es keine exklusiven Fahrten, das heißt, es werden beim Flächenbetrieb Fahrtwünsche gebündelt bzw. gepoolt.

Anwendungsbereich

In dünn besiedelten Regionen, in denen ein klassischer Linienverkehr nicht rentabel ist, bietet der On-Demand-Verkehr eine kosteneffiziente Möglichkeit, den öffentlichen Nahverkehr aufrechtzuerhalten. Auch in städtischen Randgebieten, die weniger dicht besiedelt sind, kann der On-Demand-Verkehr Lücken im Nahverkehrsnetz schließen und so eine bessere Anbindung an den bestehenden ÖPNV gewährleisten. Der On-Demand-Verkehr ist besonders auch für Zielgruppen mit speziellen Bedürfnissen, wie Personen mit eingeschränkter Mobilität, von Vorteil, deren Anforderungen durch den herkömmlichen ÖPNV nicht gedeckt werden können.

Vor- und Nachteile

On-Demand-Verkehre weisen einige Vor- und Nachteile auf, welche nachfolgend angeführt sind.[2]

Vorteile Nachteile
Flexibilität: Nutzer können ihre Fahrten individuell planen und sind nicht zwingend an Linienpläne gebunden. Kosten: Es bestehen hohe Investitionskosten in Apps und Fahrzeuge für meist nur dünn besiedelte Gebiete.
Effizienz: Durch die Bündelung von Fahrten können Leerfahrten vermieden und damit Ressourcen gespart werden. Regulatorische Fragen: Die Integration in bestehende öffentliche Verkehrssysteme erfordert oft umfassende Abstimmungen mit Behörden und Verkehrsträgern.

Nachhaltigkeit

Aufgrund der vergleichsweise geringen Verbreitung gibt es wenig Erfahrung dazu, welche Effekte der On-Demand-Verkehr haben kann. Bisherige Untersuchungen waren zu klein oder wurden über zu kurze Zeiträume durchgeführt. Tendenziell ist jedoch zu erwarten, dass Zusatzangebote wie der On-Demand-Verkehr den örtlich etablierten ÖPNV durch eine bessere Abdeckung der Wegekette stärken können. Voraussetzung dafür ist jedoch eine enge Zusammenarbeit mit den Verkehrsunternehmen vor Ort, beispielsweise mit einheitlichen Buchungssystemen, sowie ein gleichzeitiger Abbau der Privilegien des MIV.[2]

Beispiele und Entwicklungen

On-Demand-Verkehrssysteme sind bereits in vielen Regionen etabliert.

Ein prominentes Beispiel aus Deutschland ist das Projekt MOIA in Hamburg und Hannover, das ausschließlich Elektrofahrzeuge einsetzt. Als Flächenbetrieb ist MOIA ein Beispiel dafür, wie On-Demand-Verkehr auch innerstädtisch gelingen kann.

In Österreich, genauer in Wattens in Tirol, wurde 2022 RegioFlink eingeführt, um für die kleine Stadt die erste und letzte Meile bei Reisen mit dem Zug abzudecken. Es ist das erste derart flexible bedarfsorientierte Verkehrsangebot in Tirol und wurde als Flächenbetrieb integriert.

Außerdem beschäftigen sich einige Forschungsprojekte und Studien mit dem Thema On-Demand-Verkehr, unter anderem:

  • REAKT-DATA: Im Rahmen des mFUND-Projekts untersuchen Forschende, ob sich stillgelegte Bahnstrecken mit On-Demand-Verkehren reaktivieren lassen.
  • KIRA (KI-basierter Regelbetrieb Autonomer On-Demand-Verkehr): Dieses Projekt des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt untersucht den Einsatz autonomer On-Demand-Flotten im öffentlichen Nahverkehr unter realen Bedingungen. Ziel ist es, technische, operative und regulatorische Prozesse zu entwickeln und zu erproben.
  • Studie "Mobilitätswende 2030": Diese umfassende Studie von DB Regio Bus und den Fraunhofer Instituten IESE und IML untersucht, wie flexibel und digital vernetzte On-Demand-Shuttles den ÖPNV verbessern können. Sie beleuchten auch andere Mobilitätsangebote wie Carsharing und Leihräder.

Quellen

  1. BestMod NRW. On-Demand-Verkehr. Abgerufen am 24. Oktober 2024. Online: https://bestmod.nrw/mod-erklaerung/
  2. 2,0 2,1 Nexus Institut & Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB). On-Demand-Verkehr. Abgerufen am 24. Oktober 2024. Online: https://www.zukunft-nachhaltige-mobilitaet.de/on-demand-verkehr/