Verhaltenskategorien

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Benachteiligungstypologien

MigrantInnen

Die Alltagsmobilität von MigrantInnen hat bislang wenig Einfluss auf die wissenschaftliche Bearbeitung in Österreich erhalten. Der ÖAMTC hat diesbezüglich 2014 eine Studie zum Mobilitätsverhalten von Menschen mit Migrationshintergrund veröffentlicht.

Projekte

  • Mama fährt Rad
In Anlehnung an erfolgreiche Angebote wie Mama lernt Deutsch wurde in Wien das Pilotprojekt Mama fährt Rad gestartet. Ziel dabei war es Migrantinnen durch Fahrradfahren in die österreichische Gesellschaft zu integrieren, die Kultur kennenzulernen und gleichzeitig etwas für die Umwelt und die eigene Gesundheit zu tun. Weitere relevante Forschungsergebnisse zum Radfahren mit Migrantinnen sind hier zu finden.

Gender

Zahlreiche Frauen und Männer können aufgrund verschiedener privater, beruflicher oder gesellschaftlicher Verpflichtungen ihr Mobilitätsverhalten nicht uneingeschränkt ausüben. Neben einer rein biologisch bedingten ungleichen Bezahlung von Erwerbstätigkeit und Familienarbeit ist auch der Gender-Aspekt zu berücksichtigen. So sind personengruppenspezifische Zuschreibungen von Rollen üblich, die gewisse Erwartungen mit sich bringen. Mit diesen erwarteten Aufgaben sind zu meist auch Wege(ketten) verbunden, die zurückgelegt werden müssen. Demnach spielt der Gender-Aspekt eine keinesfalls zu vernachlässigende Rolle bezüglich des Mobilitätsverhaltens.

Projekte

Österreich

  • Broschüre „Gender Mainstreaming und Mobilität in Niederösterreich
Dieses Heft zur Schriftenreihe des Niederösterreichischen Landesverkehrskonzepts gibt einen Überblick über den Unterschied zwischen Frauen und Männern in Bezug auf ihre Mobilität. Weiters wird die politisch fundierte Strategie des Gender Mainstreaming mit dem Thema Verkehr und Mobilität in Zusammenhang gebracht. Daten aus der Mobilitätserhebung von 2003 bilden die Grundlage für eine nach Geschlecht differenzierte Datenaufbereitung dieser. Außerdem werden mehrere good-practice-Beispiele aus ganz Europa vorgestellt. Dieses Heft hat die Genderdiskussion im Verkehrs- und Mobilitätsbereich in Niederösterreich in Gang gesetzt und ist als Ausgangspunkt für weitere Entwicklungen in diesem Bereich zu sehen.
  • Forschungsprojekt und Publikation „Frauenwege - Männerwege“. Entwicklung von Methoden zur gendersensiblen Mobilitätserhebung
Dieses Forschungsprojekt wurde vom österreichischen Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie beauftragt. Dabei wurden gängige Methoden analysiert, die für Verkehrs- und Mobilitätserhebungen in Österreich verwendet worden sind und unter Genderaspekten beurteilt und bewertet worden. Dbei stellte sich heraus, dass zumeist nur bestimmte Alltage und Lebenszusammenhänge abgefragt wurden. Schon im Fragebogen ließen sich zahlreiche Verienfachungen finden, die zum Beispiel Aspekte des Mobilitätsverhaltens von Menschen mit Betreuungspflichten (oftmals Frauen) ausblenden.
Daher wurde ein gendersensibles Fragebogen-Set entwickelt, mit dem Wegeketten, Wegezwecke und weiter Einflussfaktoren differenzierter erhoben werden können. Jedoch blieben die Fragen an die bestehenden Mobilitätserhebungen angelehnt, um eine gewisse Vergleichbarkeit sicherzustellen.
Unter anderem stellte sich heraus, dass sowohl Frauen als auch Männer 40% ihrer Wege in Begleitung zurücklegen. Frauen werden dabei eher von Kindern, Männer eher von anderen Erwachsenen begleitet.
Die Frage nach dem Wegezweck (Warum haben Sie diesen Weg unternommen?) wurde als offene Frage formuliert. Der damit einhergehende Mehraufwand bei der Datenauswertung ist allerdings von Nöten, um die Gründe für Mobilität detaillierter zu erfassen.
  • Der Gmoa-Bus in Pöttsching, Burgenland
Dieses flexible Bus-Taxi besitzt acht Sitzplätze und steht allen Bewohnern der Gemeinde nach telefonischer Voranmeldung zur Verfügung. Sie werden individuell von Haustür zu Haustür chauffiert. Dafür ist ein Entgelt zu entrichten.
Der GmoaBus in Pöttsching stellt ein Erfolgsmodell und Vorzeigebeispiel für den ländlichen Raum dar. Besonders in peripheren Gebieten fehlt es oftmals an dichten öffentlichen Verkehrsnetzen und die Möglichkeit unterwegs zu sein, ist oft sehr eingeschränkt.
Diese innovative Lösung wurde im Burgenländischen Pöttsching mit Hilfe von zwei Planungsbüros und dem Bundeministerium für Verkehr, Innovation und Technologie entwickelt. Besonders Frauen standen im Fokus des Projektes, welches zum Ziel hatte Begleit- und Erledigungswege zu minimieren.

Schweiz

  • Planungsprozess „Bahnhofsplatz Bern - Fachfrauen gestalten mit"
Hauptverantwortlich für dieses Projekt war die sich aus verschiedenen Expertinnen zusammensetzende Fachfrauengruppe Bahnhofsplatz FFB. Dabei kamen Expertinnen aus den Bereichen Planung, Architektur, Verkehr und Gleichstellung zusammen. Dies stellte ein Novum in der ansonsten sehr männerdominierten Planungswelt dar. Durch einen Beschluss des Stadtparlaments wurde sichergestellt, dass die Frauenfachgruppe das Projekt von Anfang an begleiten wird, wobei ihr gleichzeitig eine stärkere Gewichtung durch diesen politischen Beschluss verliehen wurde. Natalie Herren wurde mit der Bildung und Leitung der Gruppe beauftragt.
Zentrale Anliegen der Frauen waren unter anderem: Mitbestimmung/Partizipation, Wegführung, Orientierung, Belebung, Licht, Material und Erhaltung. Eine attraktive und sichere Unterführung des Bahnkörpers mit gut einsehbaren Ein- und Ausgängen konnte somit errichtet werden.

Deutschland

  • Belange von Frauen / Gender Meinstreaming im ÖPNV in der Region Hannover, Niedersachsen, Deutschland
Das Gender Mainstreaming in Hannover hat das strategische Ziel , Demokratie zwischen den Geschlechtern herzustellen.
Bereits seit den 1990er Jahren arbeitet das deutsche Bundesland Niedersachsen daran, die Anliegen von Frauen bei der Planung von Anlangen des öffentlichen Personenverkehrs zu berücksichtigen.
2003 wurde weiters festgeschrieben, das Nahverkehrspläne bestimmte Gesichtspunkte beinhalten müssen. Das sind zum einem Bestandsaufnahmen mit geschlechterspezifischen Datenerhebungen inkl. Mängelanalysen, Zielformulierungen zur Berücksichtigung des Versorgungs- und Freizeitverkehrs und Entwicklungen von gleichstellungsorientierten Maßnahmen.
2008 wurde der Nahverkehrsplan weiters um folgende Empfehlungen erweitert: Es wurden zeitlich angepasste Fahrpläne erstellt, die besonders für frauentypische Arbeitsstätten und -zeiten (z.B. Krankenhäuser, Pflegeheime, Schichtbetriebe, etc.) ausgerichtet wurden. Zudem wurde das Netz dahingehend ausgebaut, dass Fußweglängen reduziert und die soziale Sicherheit durch diverse infrastrukturelle Einrichtungen erhöht wurde. Tariflich wurde das Begleitticket angeboten und eine kostenfreie Fahrradmitnahme ermöglicht.
  • Verkehrssicherheit: Sicher mit Bus & Bahn in der Region Hannover
In Hannover existieren bereits verschiedene Maßnahmen zum Thema Sicher mit Bus & Bahn. Zentrales Thema dieser Betrachtung ist die Gewalt im öffentlichen Raum. Wird der öffentliche Personennahverkehr subjektiv negativ eingeschätzt, äußert sich dies unter anderem in rückläufigen NutzerInnenzahlen. Da sich Gewalt oft an Frauen oder Minderheiten richtet, sind diese besonders davon betroffen und die ersten, die bestimmte Verkehrsmittel meiden werden.
Seit 1999 werden aus diesen Gründen bestimmte auf die Mobilität und den Verkehr bezogene Leitlinien in der Region Hannover umzusetzen versucht: Das generelle Wohlbefinden soll erhöht werden, wobei gleichzeitig die Zivilcourage erhöht und trainiert wird. Schulungen für FahrerInnen, zugänglicher gestaltete Sicherheitstechnik und die Vermittlung von Verhaltensmöglichkeiten gehören ebenso dazu.
Zusätzlich wird Film- und Unterrichtsmaterial zur Verfügung gestellt, dass Auskunft über Handlungsmöglichkeiten bei Gewalt im ÖPNV gibt. Außerdem fährt nach 21Uhr immer ein Kundenbetruer / eine Kundenbetreuerin in jeder S-Bahn mit und durch das Bitte vorn einsteigen! im RegioBus hat sich das Verhältnis zwischen Fahrpersonal und Fahrgästen verbessert.

Hintergrundbericht

  • VCÖ-Studie: Gender Gap
Ein zu diesem Thema passendes VCÖ-Projekt stellt der der Hintergrundbericht zum Gender Gap im Verkehrs- und Mobilitätsbereich dar. Darin wird auf die ungleichen Mobilitätschancen von Frauen und Männern eingegangen und die geschlechterpolitischen Positionierungen der Gender im Verkehrs- und Mobilitätsbereich beschrieben.


(siehe auch: Zeitliche Barrieren)

Soziokulturelle Gruppen (soziale Milieus)

SINUS-Milieus

Das Marktforschungsinstitut SINUS hat zusammen mit INTEGRAL speziell für Österreich 10 Milieus definiert, die die Lebensstile der hiesigen Bevölkerung, aufgrund jahrelanger Markt- und sozialwissenschaftlicher Forschung, abbilden.

Sinus-Milieus in Österreich

Sie gruppieren Menschen mit ähnlichen Auffassungen, Lebensstilen, Konsumverhalten oder Arbeitsweisen.

  • Konservative
Menschen in diesem Milieu zeichnen sich durch hohe Verantwortungsethik aus, sind stark von christlichen Wertvorstellungen geprägt und schätzen Bildung und Kultur. Sie stehen gesellschaftlichen Entwicklungen/Veränderungen eher kritisch gegenüber.
  • Traditionelle
Dieses Milieu ist besonders auf Sicherheit, Ordnung und Stabilität fokussiert. Besonders anzutreffen sind Menschen dieses Milieus in der traditionellen Arbeiterkultur oder generell am Land.
  • Etabliertes
Zugehörige des etablierten Milieus sind sehr leistungsorientiert und haben ein hohes Traditionsbewusstsein. Sie weisen deutliche Führungsansprüche auf und streben nach Exklusivität. Weiters sind sie sehr standes- und verantwortungsbewusst.
  • Postmaterielle
Diese Gruppe von weltoffenen Menschen stehen der Gesellschaft stets kritisch gegenüber. Sie sind gebildet, kulturinteressiert, sozial engagiert, betrachten die Globalisierung als kritisch und sind allgemein kosmopolitisch orientiert.
  • Performer
Die flexible und global orientierte Elite bildet das Performer-Milieu. Ihr individueller Erfolg, Effizienz und Eigenverantwortung haben höchste Priorität. Sie sind äußert kompetent in der IT- und Business-Branche.
  • Digitale Individualisten
Personen, die diesem Milieu zugehörig sind, sind ständig auf der Suche nach neuen Erfahrungen. Sie sind in vielerlei Hinsicht vernetzt und sind sowohl geographisch als auch mental mobil.
  • Bürgerliche Mitte
Die Bürgerliche Mitte ist das im Volksmund oft als Mainstream bezeichnete Millieu. Sie streben nach einem gesunden Mittelweg, der sie sowohl finanziell als auch emotional zur Ruhe kommen lässt. Sie sind allgemein leistungs- und anpassungsbereit.
  • Adaptiv Pragmatische
Sie sind die neue flexible Mitte. Sie charakterisiert sich durch einen ausgeprägten Lebenspragmatismus. Sie streben ebenso wie die bürgerliche Mitte nach Verankerung, Zugehörigkeit und Sicherheit, verspüren jedoch ebenso den Drang Spaß und Unterhaltung.
  • Konsumorientierte Basis
Die konsumorientierte Basis bildet zusammen mit den Hedonisten die moderne Unterschicht. Sie sind um Teilhabe bemüht und konsumorientiert. Sie fühlen sich benachteiligt, haben verbreitet Zukunftsängste und sind generell bemüht den Anschluss an die Mittelschicht zu halten.
  • Hedonisten
Hedonisten sind erlebnishungrige und momentbezogene Menschen, die sich gesellschaftlich in der Unterschicht befinden. Für sie steht die Suche nach Spaß im Vordergrund, wobei Konventionen der Mehrheitsgesellschaft verweigert werden.

Der Milieu-Ansatz in der Mobilitätsforschung

Theoretisches Modell des m2k Projektes

Der Bericht des Projektes mobility2know_4_ways2go stellt einen weiteren Ansatz zur Berücksichtigung von sozialen Milieus innerhalb der Mobilitätsforschung vor. Dabei werden die SINUS-Milieus durchaus kritisch betrachtet.

Grundsätzlich basiert diese Betrachtung auf der Theorie von Bordieu (1976) und geht ebenfalls von einem Drei-Ebenen-Modell aus. Dabei werden die theoretischen Konstrukte (soziale Lage, Haushaltstyp, soziales Milieu und Mobilitätshandeln) getrennt voneinander betrachtet, um anschließend ihren Einfluss aufeinander, sowie die entsprechenden Zusammenhänge, empirisch zu überprüfen.

Ziel der Untersuchungen ist es aus den gewonnen Ergebnissen Vorschläge für zukünftige Mobilitätsforschung in Österreich zu liefern.


(siehe auch Sozioökonomische Barrieren)

Verhaltenshomogene Gruppen / Mobilitätsstile

Schon in den 1980er Jahren hatte der Verkehrsforscher Kutter den Versuch unternommen, aus den Tagesabläufen „verhaltenshomogene Gruppen“ abzuleiten. Neben der Erwerbstätigkeit, die damals noch stark „voll erwerbstätig“ (mit noch über acht Stunden Arbeitszeit pro Tag resp. Samstag als Arbeitstag) und „nicht erwerbstätig“ polarisiert war, waren diese Gruppen hinsichtlich der strukturellen Merkmalen oftmals sehr heterogen. Aktuell werden mittels multivariater statistischer Analysen Mobilitätsstile ermittelt. Hierzu gibt es jedoch bislang kein normiertes Vorgehen (Art und Anzahl der Subdimensionen, Operationalisierung und Messung der einzelnen Indikatoren, Verrechnungsmodus, Art und Kombination statistischer Verfahren). Zudem sind die Ergebnisse stark von der Stichprobe selbst abhängig; daher sind Verallgemeinerungen kaum zulässig.

Mobilitätsstile nach Hunecke

Im Rahmen der U-MOVE Mobilitätsforschung hat Hunecke mittels eines inhaltlichen Vergleichs von 5 Studien (Beutler (1996), Sinus (1991), Spiegel-Dokumentation (1993), 2x City:mobil (1997)) Typologien definiert, die zentrale Grundorientierungen bezüglich des individuellen Mobilitätsverhaltens darstellen.

Mobilitätsstile nach Hunecke

Diese lauten:

  • Auto-Fan
  • Hedonistische Automobilisten
  • Status-Automobilisten
  • Verunsicherte Autofahrer
  • Multimodale
  • Ökologische motivierte Autoablehner
  • Auto-Distanzierte
  • Immobile
  • Restkategorie

Mobile Lifestyles 2040

Das Zukunftsinstitut hat zusammen mit dem ADAC e.V. eine Typologie der Mobilitätsgesellschaft von morgen erarbeitet. Darin werden 9 Mobilitätsstile definiert, die die Mobilität der Zukunft entscheidend prägen sollen. Durch die starke Individualisierung der Gesellschaft wird ein vielseitiges Spektrum mit unterschiedlichen Ansprüchen, Gewohnheiten und Notwendigkeiten erwartet.

  • Mobile Innovators
Sie werden eine der prägendsten Mobilitätstypen der Zukunft sein. Sie suchen nach nachhaltigen und smarten Mobilitätskonzepten. Als pragmatische Idealisten legen sie verstärkt Wert auf Design, digitale Vernetzung und Umweltfreundlichkeit. Dabei wird eine verstärkte Nutzung von öffentlichem Personennahverkehr, Fahrrädern und CarSharing erwartet.
  • Forever Youngsters
Durch die demographischen Entwicklungen wird die Gruppe der 60-75-jährigen Menschen zunehmend größer und damit auch eine treibende Kraft für Mobilitätsangebote werden. Sie lehnen die klassische Ruhestandsmentalität von Rentnern/Rentnerinnen ab und sind ständig auf der Suche nach neuen Aktivitäten. Ihre Neugierde und ihr Tatendrang verlangen nach entsprechenden Verkehrsmitteln. Dabei sind sie sich der Wichtigkeit von Gesundheit und Flexibilität durchaus bewusst und leben einen vergleichsweise gesunden Lebensstil.
  • Silver Mover
Sie bilden den ältesten Mobilitätstyp. Die über 75-Jahre alten Menschen werden im Jahr 2040 16 Prozent der Bevölkerung ausmachen. Durch ihre hohe Kaufkraft und gleichzeitig eingeschränktes Mobilitätspotential stellt unter anderem das autonome Fahren eine sinnvolle Alternative dar. So können die hohen Ansprüche an Komfort, Sicherheit und Einfachheit erfüllt werden.
  • Mobile Families
Die moderne Familie wohnt nicht mehr zwangsläufig im selben Ort oder auf dem selben Kontinent. Flexible Mobilitätskonzepte, die den unterschiedlichsten Alltagssituationen von jungen Familien gewachsen sind, sind gefragt. Es gilt die Mobilität in Bezug auf Beruf, Kindererziehung, Beziehung und Freizeit kostengünstig und komfortabel zu arrangieren. Diese Mobilitätsgruppe hat besonders hohe Erwartungen an unterstützende Support-Funktionen, die verschiedene Alltags-Szenarien einfacher machen sollen.
  • High-frequency Commuter
Zeitgeplagte Alltagspendler wird es auch im Jahr 2014 geben. Arbeitsverhältnisse werden immer seltener an physische Orte gebunden sein. Täglich andere Wege zurückzulegen wird alltäglich. Mit einem eventuell erhöhten Reiseaufwand steigt gleichzeitig das Bedürfnis ständig komfortabel und produktiv arbeiten zu können und gleichzeitig erreichbar zu sein.
  • Globale Jetsetter
Für globale Jetsetter der gehobenen Business Class ist unterwegs sein die neue Normalität. Sie pendeln regelmäßig sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene. Dabei passiert ihr Leben nicht nur mehr an einem Standort. Vielmehr werden Beziehungen rund um die Welt gepflegt und es existieren mehrere Lebensmittelpunkte. Dabei ist nicht nur das oft komplexe Berufsleben verantwortlich für diese Form der vielseitigen Mobilität. Auch das Freizeitleben ist von Multimodalität geprägt.
  • Low-Cost-Driver
Durch die stetig voranschreitende Implementierung von erneuerbaren Energieträgern in den Mobilitätssektor, werden die Mobilitätskosten 2040 unter den heutigen liegen. Auch der Gesamtenergiebedarf für den Personenverkehr soll 2040 rund ein Viertel unter dem von 2015 liegen (European Commission, 2016). Somit sind einkommensschwache Gruppen wie beispielsweise SchülerInnen, StudentInnen, Auszubildende, etc. besonders dazu bereit, neue, preiswerte Mobilitätsangebote zu nutzen.
  • Urbane Gutbürger
Gutbürger werden 2040 in den urbanen Gebieten den neuen Mainstream darstellen und Veränderungen anstoßen. Durch das vermehrte Nutzen von umweltfreundlichen Verkehrsträgern kommt es zu einem radikalen Umbau der Straßen und Verkehrssysteme in den Städten. Öffentliche Flächen werden zunehmend zu autofreien Zonen erklärt und die Aufenthaltsqualität damit gesteigert.
  • Public Traveler
Auch diese Gruppe, die sich vorrangig am Land bzw. in Vororten finden lässt, setzt auf Multimodalität. Jedoch nicht vorrangig aus ökologischen, sondern vielmehr aus pragmatischen Gründen. Da es an Alternativen mangelt ist das Mobilitätsverhalten dieses Typus sehr vielseitig. Die wichtigsten Erwartungen an die Mobilität sind geringe Kosten und Einfachheit.

Informationsbedürfnisgruppen

pro:motion hat in einem Bericht Möglichkeiten zur Förderung von aktiver Mobilität durch Zielgruppenorientierung und -motivation beschrieben. Unter der Einbeziehung von sozialwissenschaftlichen Ansätzen wurde versuch möglichst homogene Gruppen zu identifizieren, die bestimmte Informationen benötigen, um besonders auf ein Angebot anzusprechen. Argumente wie Gesundheit, Umwelt, Kosten, Image, oder Erlebnis wurden im Rahmen der Befragung ermittelt. Dabei sind folgende Informationsbedürfnistypologien hervorgegangen:

Spontan - On the Go

Diese Gruppe charakterisiert sich durch die Schnelligkeit und Spontanität, mit welcher sie Informationen erwarten, aufnehmen und verarbeiten. Sie sind vergleichsweise ungeduldig und wollen präzise Informationen, da sie meist erst unterwegs die Reiseroute im Detail planen. Mittels mehrerer Apps werden diese Informationen am Smartphone abgefragt, Papier und Internetbrowser sind kaum in Verwendung. Durch einen mobilen , flexiblen und nicht von Routinen behafteten Lebensstil ist diese Gruppe täglich auf viele Informationen angewiesen.

Hoch informierte Nachhaltigkeit

Personen, die dieser Gruppe angehören, suchen bzw. rezipieren verkehrs- bzw. mobilitätsbezogene Informationen proaktiv. Sie befassen sich ausführlich mit aktuellen Angelegenheiten und Themen. Sie unterscheiden bezüglich ihres Informationsbedürfnis weiter zwischen alltäglich relevanter Information und Information, die zum Aufbau bzw. zur Erhaltung ihres Hintergrundwissens dienen. Erstere werden ähnlich wie bei der spontanen, On the Go-Gruppe schnell und unkompliziert erwartet. Für tiefergehende Information, die ihrem Hintergrund wissen dienen, sind Menschen dieses Typus gerne bereit zeit zu investieren, um sie zu erhalten.

Effizienz-Orientiert

Effizienz orientierte Verkehrsteilnehmer bilden die dritte Gruppe von Informationsbedürfnisgruppen. Sie nehmen ausschließlich Informationen auf, die sie selbst zur Erfüllung eines bestimmten Ziels brauchen. Ähnlich wie die spontane, On the Go-Gruppe und die Gruppe der Hoch informierten Nachhaltigkeit benötigt auch diese Gruppe eine Vielzahl an Informationen und erhält diese meist ebenso via Smartphone oder anderer moderner digitaler Kanäle. Der Unterscheid zur ersten Gruppe ist die etwas stärker ausgeprägtere Geduld.

Interessiert-Konservativ

Personen, die den Informationsverhaltenstypus „Interessiert-Konservativ“ aufweisen, benötigen für ihre alltäglichen Wege nur ein verhältnismäßig durchschnittliches Ausmaß an Informationen. Bei längeren Wegen oder Urlaubsreisen ist dieser Bedarf jedoch deutlich höher. Auch der Art und Weise der Informationsabfrage ist bei dieser Gruppe anders: Sie bevorzugt größtenteils die „Print“-Ausgabe von Informationen. Smartphones und digitale Kanäle stehen zwar zur Verfügung, werden aber nur selten für mobilitäts- bzw. verkehrsrelevante Informationsabfragen genutzt. Sie können allgemein als umweltfreundlich und nachhaltig denkend charakterisiert werden.

Niederer Informationsbedarf

Diese Gruppe definiert sich erwartungsgetreu durch ihren niederen Informationsbedarf. Sowohl subjektiv als auch objektiv betrachtet, benötigen Personen dieser Gruppe wenige mobilitäts- bzw. verkehrsrelevante Informationen. Dies is vor allem durch ein stabiles Mobilitätsverhalten, kleinräumige Umgebungen und ein geringes Maß für Veränderungsbereitschaft zu begründen. Mit digitalen Informationstechnologien ist diese Gruppe durchaus vertraut, setzt aber bei der tatsächlichen Mobilitätsabfrage oft auf persönlichen Kontakt in ihrem direkten, kleinräumig stabilen Umfeld.

Digital Illiterates

Digital Illiterates benötigen ihrer Ansicht nach keine oder nur sehr wenige mobilitäts- bzw. verkehrsrelevante Informationen. Dies ist vor allem durch zwei Faktoren zu begründen: Zum einen wollen angehörige dieser Gruppe ihr bekanntes Mobilitätsverhalten nicht mehr ändern, da sie sich auch überwiegend auf bekannten Wegen innerhalb eines vertrauten Umfelds bewegen. Zum anderen können sie in ihrer Mobilität eingeschränkt sein. Dies kann aufgrund von ökonomischen, gesundheitlichen oder auch anderen Gründen der Fall sein. Eigeninitiative zur Informationsbeschaffung ist bei dieser Gruppe selten anzutreffen. Eher verlässt man sich auf die Hilfe anderer bzw. nimmt diese gerne in bevorzugt in Anspruch. Weiters sind Digital Illiterates nicht sehr tech-affin und weniger mit Apps und digitalen Services vertraut.

Typen von Jugendlichen / Haushaltstypen / Typen älterer Menschen

Wie eine Reihe empirischer Untersuchungen gezeigt haben, bilden Altersgruppen keine homogene Einstellungs- oder Handlungskategorie. Eine Möglichkeit besteht darin, nach Milieu- oder Lebensstil-Kategorien zu unterscheiden (beispielsweise in Jugendstudien) oder nach sozialer Lage (als Kombination aus sozialem Status und Familien-Typ). Die Gruppe älterer Menschen wird häufig nach ihrem Gesundheitszustand unterteilt, was gerade dieses für die Mobilität entscheidende Kategorien dafür sind, noch eigenständig mobil zu sein. Ersatzweise wird meist die Gruppe der über 60-/65-Jährigen in Teilgruppen unterteilt in „junge Alte“/dritte Lebensphase (60/65-75) und Betagte/Hochbetagte/„oldest old“ (>75) als vierte Lebensphase.

  • MiD Ergebnisbericht
Der Mobilität in Deutschland Ergebnisbereicht gibt Aufschluss über den Einfluss von Alter und anderen sozioökonomischen Faktoren auf das Mobilitätsverhalten.
  • Mobilitätsbezogene Einstellungen beim Übergang vom Kindes- ins Jugendlichenalter
Das Buch Mobilitätsbezogene Einstellungen beim Übergang vom Kindes- ins Jugendlichenalter von Thomas Bastian handelt von der Konstituierung von mobilitätsbezogenen Einstellungen und Werthaltungen in der Frühadoleszenz.
  • Einfluss des elterlichen Mobilitätsverhaltens
Dass vor allem Kinder und Jugendliche auf das Mobilitätsverhalten ihrer Eltern reagieren und in einem bestimmten Maße dazu neigen dieses zu übernehmen, ist durch Studien [1], [2], [3] erwiesen.

Veränderungen auf individueller Ebene (Wandel im Lebenszyklus)

Ein anderer Zugang ist, die Veränderungen im Laufe eines Lebens auf ihren „Auslöser“ hin zu analysieren. Das bezieht sich meist darauf, dass ein Pkw angeschafft oder abgeschafft wurde.

Verhaltensänderungsphasen

In der Demographie geht man davon aus, dass Menschen im Verlauf ihres Lebens bestimmte Phasen durchlaufen. Auch wenn man mittlerweile nicht mehr von einem „Standard-Normal-Lebenszyklus“ ausgeht (d.h. einer geregelten linearen Abfolge: Kindheit, Jugend, Elternschaft, Kinder aus dem Haus, Witwe), lassen sich vor allem den Phasenübergängen bestimmte Wohnstandort- und Mobilitäts-Präferenzen zuordnen. Eine veränderte Haushaltskonstellation erzeugt die Frage nach der idealen Wohnung (Größe) und vor allem Wohnstandort; dieser wiederum bedeutet, den Alltag und die damit verbundenen Wege neu zu ordnen. Grob gesprochen lassen sich Wohnstandorte in zentral (= affin für aktive Mobilität und ÖPV-Nutzung) und peripher (= affin für Pkw-Nutzung) unterscheiden.

  • Von der Biografie zur Multigrafie
Von der Biografie zur Multigrafie
Das Zukunftsinstitut hat zusammen mit dem ADAC e.V. eine Typologie der Mobilitätsgesellschaft von morgen erarbeitet. Darin wird unter anderem auf die immer Individueller werdenden Lebensläufe der Menschen eingegangen. Mittels der Überschrift Von der Biografie zur Multigrafie (siehe Abbildung rechts) soll die sprunghafte und teils unvorhersehbare Entwicklung von verschiedenen Personen in der heutigen Zeit skizziert werden. Aus einem klassischen dreiphasigen Lebensablauf wird eine flexible Lebensführung. Damit einhergehend verschieben sich natürlich auch die Bedürfnisse, Motivationen und Erwartungen der VerkehrsteilnehmerInnen.

Lebensereignisse

Einschneidende Lebensereignisse wie Umzug, Geburt, Trennung/Scheidung, Führerscheinerwerb etc. wirken sich nahezu immer auf das Mobilitätsverhalten der betroffenen Personen aus.

  • Umzug
  • Geburt
  • Trennung/Scheidung
  • Führerscheinerwerb
Auch der Erwerb des Führerschein kann ein solches, für das Mobilitätsverhalten relevantes, Lebensereignis sein. Der Mobilität in Deutschland Ergebnisbereicht zeigt, dass Multimodalität die Regel ist, bevor man einen eigenen Führerschein besitzt.

Mobilitätsbiografie

Lisa Döring beschreibt in Biografieeffekte und intergenerationale Sozialisationseffekte in Mobilitätsbiografien den Begriff der Mobilitätsbiografie. Darunter versteht man ein Abbild des individuellen Mobilitätshandlens im Lebensverlauf. Eine Mobilitätsbiografie steht weiters in Wechselwirkung mit anderen Teilbiografien. Dazu zählen beispielsweise Haushalts-, Erwerbs- oder Ausbildungsbiografien. Jedoch wird eine Mobilitätsbiografie nicht ausschließlich von individuellen Faktoren beeinflusst. Auch räumliche, technische, politische, zeitliche und soziale Rahmenbedingungen, sowie die Biografien von Angehörigen können das eigene Mobilitätsverhalten entlang des eigenen Lebensweges verändern.