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Benachteiligungstypologien

MigrantInnen

Die Alltagsmobilität von MigrantInnen hat bislang wenig Einfluss auf die wissenschaftliche Bearbeitung in Österreich erhalten. Der ÖAMTC hat diesbezüglich 2014 eine Studie zum Mobilitätsverhalten von Menschen mit Migrationshintergrund veröffentlicht.

Projekte

  • Mama fährt Rad
In Anlehnung an erfolgreiche Angebote wie Mama lernt Deutsch wurde in Wien das Pilotprojekt Mama fährt Rad gestartet. Ziel dabei war es Migrantinnen durch Fahrradfahren in die österreichische Gesellschaft zu integrieren, die Kultur kennenzulernen und gleichzeitig etwas für die Umwelt und die eigene Gesundheit zu tun. Weitere relevante Forschungsergebnisse zum Radfahren mit Migrantinnen sind hier zu finden.

Gender

Zahlreiche Frauen und Männer können aufgrund verschiedener privater, beruflicher oder gesellschaftlicher Verpflichtungen ihr Mobilitätsverhalten nicht uneingeschränkt ausüben. Neben einer rein biologisch bedingten ungleichen Bezahlung von Erwerbstätigkeit und Familienarbeit ist auch der Gender-Aspekt zu berücksichtigen. So sind personengruppenspezifische Zuschreibungen von Rollen üblich, die gewisse Erwartungen mit sich bringen. Mit diesen erwarteten Aufgaben sind zu meist auch Wege(ketten) verbunden, die zurückgelegt werden müssen. Demnach spielt der Gender-Aspekt eine keinesfalls zu vernachlässigende Rolle bezüglich des Mobilitätsverhaltens.

Projekte

  • VCÖ-Studie: Gender Gap
Ein zu diesem Thema passendes VCÖ-Projekt stellt der der Hintergrundbericht zum Gender Gap im Verkehrs- und Mobilitätsbereich dar. Darin wird auf die ungleichen Mobilitätschancen von Frauen und Männern eingegangen und die geschlechterpolitischen Positionierungen der Gender im Verkehrs- und Mobilitätsbereich beschrieben.

(siehe auch: Zeitliche Barrieren)

Soziokulturelle Gruppen (soziale Milieus)

SINUS-Milieus

Das Marktforschungsinstitut SINUS hat zusammen mit INTEGRAL speziell für Österreich 10 Milieus definiert, die die Lebensstile der hiesigen Bevölkerung, aufgrund jahrelanger Markt- und sozialwissenschaftlicher Forschung, abbilden.

Sinus-Milieus in Österreich

Sie gruppieren Menschen mit ähnlichen Auffassungen, Lebensstilen, Konsumverhalten oder Arbeitsweisen.

  • Konservative
Menschen in diesem Milieu zeichnen sich durch hohe Verantwortungsethik aus, sind stark von christlichen Wertvorstellungen geprägt und schätzen Bildung und Kultur. Sie stehen gesellschaftlichen Entwicklungen/Veränderungen eher kritisch gegenüber.
  • Traditionelle
Dieses Milieu ist besonders auf Sicherheit, Ordnung und Stabilität fokussiert. Besonders anzutreffen sind Menschen dieses Milieus in der traditionellen Arbeiterkultur oder generell am Land.
  • Etabliertes
Zugehörige des etablierten Milieus sind sehr leistungsorientiert und haben ein hohes Traditionsbewusstsein. Sie weisen deutliche Führungsansprüche auf und streben nach Exklusivität. Weiters sind sie sehr standes- und verantwortungsbewusst.
  • Postmaterielle
Diese Gruppe von weltoffenen Menschen stehen der Gesellschaft stets kritisch gegenüber. Sie sind gebildet, kulturinteressiert, sozial engagiert, betrachten die Globalisierung als kritisch und sind allgemein kosmopolitisch orientiert.
  • Performer
Die flexible und global orientierte Elite bildet das Performer-Milieu. Ihr individueller Erfolg, Effizienz und Eigenverantwortung haben höchste Priorität. Sie sind äußert kompetent in der IT- und Business-Branche.
  • Digitale Individualisten
Personen, die diesem Milieu zugehörig sind, sind ständig auf der Suche nach neuen Erfahrungen. Sie sind in vielerlei Hinsicht vernetzt und sind sowohl geographisch als auch mental mobil.
  • Bürgerliche Mitte
Die Bürgerliche Mitte ist das im Volksmund oft als Mainstream bezeichnete Millieu. Sie streben nach einem gesunden Mittelweg, der sie sowohl finanziell als auch emotional zur Ruhe kommen lässt. Sie sind allgemein leistungs- und anpassungsbereit.
  • Adaptiv Pragmatische
Sie sind die neue flexible Mitte. Sie charakterisiert sich durch einen ausgeprägten Lebenspragmatismus. Sie streben ebenso wie die bürgerliche Mitte nach Verankerung, Zugehörigkeit und Sicherheit, verspüren jedoch ebenso den Drang Spaß und Unterhaltung.
  • Konsumorientierte Basis
Die konsumorientierte Basis bildet zusammen mit den Hedonisten die moderne Unterschicht. Sie sind um Teilhabe bemüht und konsumorientiert. Sie fühlen sich benachteiligt, haben verbreitet Zukunftsängste und sind generell bemüht den Anschluss an die Mittelschicht zu halten.
  • Hedonisten
Hedonisten sind erlebnishungrige und momentbezogene Menschen, die sich gesellschaftlich in der Unterschicht befinden. Für sie steht die Suche nach Spaß im Vordergrund, wobei Konventionen der Mehrheitsgesellschaft verweigert werden.


(siehe auch Ungleichheiten)

Verhaltenshomogene Gruppen / Mobilitätsstile

Schon in den 1980er Jahren hatte der Verkehrsforscher Kutter den Versuch unternommen, aus den Tagesabläufen „verhaltenshomogene Gruppen“ abzuleiten. Neben der Erwerbstätigkeit, die damals noch stark „voll erwerbstätig“ (mit noch über acht Stunden Arbeitszeit pro Tag resp. Samstag als Arbeitstag) und „nicht erwerbstätig“ polarisiert war, waren diese Gruppen hinsichtlich der strukturellen Merkmalen oftmals sehr heterogen. Aktuell werden mittels multivariater statistischer Analysen Mobilitätsstile ermittelt. Hierzu gibt es jedoch bislang kein normiertes Vorgehen (Art und Anzahl der Subdimensionen, Operationalisierung und Messung der einzelnen Indikatoren, Verrechnungsmodus, Art und Kombination statistischer Verfahren). Zudem sind die Ergebnisse stark von der Stichprobe selbst abhängig; daher sind Verallgemeinerungen kaum zulässig.

Mobilitätsstile

Im Rahmen der U-MOVE Mobilitätsforschung hat Hunecke mittels eines inhaltlichen Vergleichs von 5 Studien (Beutler (1996), Sinus (1991), Spiegel-Dokumentation (1993), 2x City:mobil (1997)) Typologien definiert, die zentrale Grundorientierungen bezüglich des individuellen Mobilitätsverhaltens darstellen.

Mobilitätsstile nach Hunecke

Diese lauten:

  • Auto-Fan
  • Hedonistische Automobilisten
  • Status-Automobilisten
  • Verunsicherte Autofahrer
  • Multimodale
  • Ökologische motivierte Autoablehner
  • Auto-Distanzierte
  • Immobile
  • Restkategorie

Informationsbedürfnisgruppen

pro:motion hat in einem Bericht Möglichkeiten zur Förderung von aktiver Mobilität durch Zielgruppenorientierung und -motivation beschrieben. Unter der Einbeziehung von sozialwissenschaftlichen Ansätzen wurde versuch möglichst homogene Gruppen zu identifizieren, die bestimmte Informationen benötigen, um besonders auf ein Angebot anzusprechen. Argumente wie Gesundheit, Umwelt, Kosten, Image, oder Erlebnis wurden im Rahmen der Befragung ermittelt. Dabei sind folgende Informationsbedürfnistypologien hervorgegangen:

Spontan - On the Go

Diese Gruppe charakterisiert sich durch die Schnelligkeit und Spontanität, mit welcher sie Informationen erwarten, aufnehmen und verarbeiten. Sie sind vergleichsweise ungeduldig und wollen präzise Informationen, da sie meist erst unterwegs die Reiseroute im Detail planen. Mittels mehrerer Apps werden diese Informationen am Smartphone abgefragt, Papier und Internetbrowser sind kaum in Verwendung. Durch einen mobilen , flexiblen und nicht von Routinen behafteten Lebensstil ist diese Gruppe täglich auf viele Informationen angewiesen.

Hoch informierte Nachhaltigkeit

Personen, die dieser Gruppe angehören, suchen bzw. rezipieren verkehrs- bzw. mobilitätsbezogene Informationen proaktiv. Sie befassen sich ausführlich mit aktuellen Angelegenheiten und Themen. Sie unterscheiden bezüglich ihres Informationsbedürfnis weiter zwischen alltäglich relevanter Information und Information, die zum Aufbau bzw. zur Erhaltung ihres Hintergrundwissens dienen. Erstere werden ähnlich wie bei der spontanen, On the Go-Gruppe schnell und unkompliziert erwartet. Für tiefergehende Information, die ihrem Hintergrund wissen dienen, sind Menschen dieses Typus gerne bereit zeit zu investieren, um sie zu erhalten.

Effizienz-Orientiert

Effizienz orientierte Verkehrsteilnehmer bilden die dritte Gruppe von Informationsbedürfnisgruppen. Sie nehmen ausschließlich Informationen auf, die sie selbst zur Erfüllung eines bestimmten Ziels brauchen. Ähnlich wie die spontane, On the Go-Gruppe und die Gruppe der Hoch informierten Nachhaltigkeit benötigt auch diese Gruppe eine Vielzahl an Informationen und erhält diese meist ebenso via Smartphone oder anderer moderner digitaler Kanäle. Der Unterscheid zur ersten Gruppe ist die etwas stärker ausgeprägtere Geduld.

Interessiert-Konservativ

Personen, die den Informationsverhaltenstypus „Interessiert-Konservativ“ aufweisen, benötigen für ihre alltäglichen Wege nur ein verhältnismäßig durchschnittliches Ausmaß an Informationen. Bei längeren Wegen oder Urlaubsreisen ist dieser Bedarf jedoch deutlich höher. Auch der Art und Weise der Informationsabfrage ist bei dieser Gruppe anders: Sie bevorzugt größtenteils die „Print“-Ausgabe von Informationen. Smartphones und digitale Kanäle stehen zwar zur Verfügung, werden aber nur selten für mobilitäts- bzw. verkehrsrelevante Informationsabfragen genutzt. Sie können allgemein als umweltfreundlich und nachhaltig denkend charakterisiert werden.

Niederer Informationsbedarf

Diese Gruppe definiert sich erwartungsgetreu durch ihren niederen Informationsbedarf. Sowohl subjektiv als auch objektiv betrachtet, benötigen Personen dieser Gruppe wenige mobilitäts- bzw. verkehrsrelevante Informationen. Dies is vor allem durch ein stabiles Mobilitätsverhalten, kleinräumige Umgebungen und ein geringes Maß für Veränderungsbereitschaft zu begründen. Mit digitalen Informationstechnologien ist diese Gruppe durchaus vertraut, setzt aber bei der tatsächlichen Mobilitätsabfrage oft auf persönlichen Kontakt in ihrem direkten, kleinräumig stabilen Umfeld.

Digital Illiterates

Digital Illiterates benötigen ihrer Ansicht nach keine oder nur sehr wenige mobilitäts- bzw. verkehrsrelevante Informationen. Dies ist vor allem durch zwei Faktoren zu begründen: Zum einen wollen angehörige dieser Gruppe ihr bekanntes Mobilitätsverhalten nicht mehr ändern, da sie sich auch überwiegend auf bekannten Wegen innerhalb eines vertrauten Umfelds bewegen. Zum anderen können sie in ihrer Mobilität eingeschränkt sein. Dies kann aufgrund von ökonomischen, gesundheitlichen oder auch anderen Gründen der Fall sein. Eigeninitiative zur Informationsbeschaffung ist bei dieser Gruppe selten anzutreffen. Eher verlässt man sich auf die Hilfe anderer bzw. nimmt diese gerne in bevorzugt in Anspruch. Weiters sind Digital Illiterates nicht sehr tech-affin und weniger mit Apps und digitalen Services vertraut.

Typen von Jugendlichen / Haushaltstypen / Typen älterer Menschen

Wie eine Reihe empirischer Untersuchungen gezeigt haben, bilden Altersgruppen keine homogene Einstellungs- oder Handlungskategorie. Eine Möglichkeit besteht darin, nach Milieu- oder Lebensstil-Kategorien zu unterscheiden (beispielsweise in Jugendstudien) oder nach sozialer Lage (als Kombination aus sozialem Status und Familien-Typ). Die Gruppe älterer Menschen wird häufig nach ihrem Gesundheitszustand unterteilt, was gerade dieses für die Mobilität entscheidende Kategorien dafür sind, noch eigenständig mobil zu sein. Ersatzweise wird meist die Gruppe der über 60-/65-Jährigen in Teilgruppen unterteilt in „junge Alte“/dritte Lebensphase (60/65-75) und Betagte/Hochbetagte/„oldest old“ (>75) als vierte Lebensphase.

Veränderungen auf individueller Ebene (Wandel im Lebenszyklus)

Ein anderer Zugang ist, die Veränderungen im Laufe eines Lebens auf ihren „Auslöser“ hin zu analysieren. Das bezieht sich meist darauf, dass ein Pkw angeschafft oder abgeschafft wurde.

Verhaltensänderungsphasen

In der Demographie geht man davon aus, dass Menschen im Verlauf ihres Lebens bestimmte Phasen durchlaufen. Auch wenn man mittlerweile nicht mehr von einem „Standard-Normal-Lebenszyklus“ ausgeht (d.h. einer geregelten linearen Abfolge: Kindheit, Jugend, Elternschaft, Kinder aus dem Haus, Witwe), lassen sich vor allem den Phasenübergängen bestimmte Wohnstandort- und Mobilitäts-Präferenzen zuordnen. Eine veränderte Haushaltskonstellation erzeugt die Frage nach der idealen Wohnung (Größe) und vor allem Wohnstandort; dieser wiederum bedeutet, den Alltag und die damit verbundenen Wege neu zu ordnen. Grob gesprochen lassen sich Wohnstandorte in zentral (= affin für aktive Mobilität und ÖPV-Nutzung) und peripher (= affin für Pkw-Nutzung) unterscheiden.

Lebensereignisse

Umzug Geburt Trennung / Scheidung