Mobilitätsinformationen

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Mit dem Begriff „Mobilitätsinformationen“ werden Informationen bezeichnet, die einer Person bereitgestellt werden, um multimodale Wege zurücklegen zu können: Informationen zum Zugang und zur Verfügbarkeit (wo, wohin, wann, wie oft) bzw. zu Einschränkungen (z.B. Staus, Ausfall einer S-Bahn), sowie Informationen zu den Nutzungsbedingungen (z.B. Tarife). Neben den offiziellen Informationen der unterschiedlichen Mobilitätsanbietenden resp. von Verkehrsverbünden gibt es auch subjektive Informationen zur Qualität und zur Imagebildung, die durch Medien publiziert resp. durch Werbung lanciert werden, All diese Informationen beeinflussen unsere persönlichen Einschätzungen von unterschiedlichen Verkehrsmitteln.

Um Zielgruppen zur Nutzung eines bestimmten Verkehrsangebots zu motivieren, sind beide Informationsarten von Bedeutung: faktische Informationen bestimmen, ob eine Person ein Verkehrsangebot für eine bestimmte Situation nutzen kann, emotionale bzw. an persönliche Werte geknüpfte Aspekte entscheiden, ob eine Person ein Verkehrsmittel auch nutzen möchte.

Darüber hinaus gibt es auch Informationen zur Mobilität und zur Mobilitätsentwicklung (z.B. Mobilitätswende), über die individuelle Entscheidungen für die Wahl eines Verkehrsmittels in einen größeren Kontext gesetzt werden und die eine Grundlage für Maßnahmen bieten. Essenziell ist hierbei die Informationskanäle, die für die Übermittlung verwendet werden, denn diese haben einen großen Einfluss darauf, ob bestimmte Zielgruppen erreicht werden können.

Informationen zur Verkehrsmittelnutzung

Informationen zur Nutzung unterschiedlicher Verkehrsmittel gliedern sich in zwei Teilbereiche: Pre-trip Informationen werden vor Antritt eines Weges gebraucht, um grundsätzliche Entscheidungen zu treffen (welche(s) Verkehrsmittel, welche Route, zu welcher Zeit, zu welchen Kosten, etc.). On-trip Informationen werden benötigt, um auf unvorhergesehene Ereignisse auf dem Weg zu reagieren (z.B. mit Echtzeitinformationen zu Umwegen, Verspätungen, Verkehrsmittelausfällen, etc.) oder um sich einfach zu versichern, dass ein Weg wie geplant verläuft (z.B. mit Hilfe von Leitsystemen zur Orientierung). Um Menschen dabei zu unterstützen, informierte Entscheidungen treffen zu können, ist es wichtig, Informationen möglichst vollständig, aktuell und leicht zugänglich verfügbar zu machen. Sind aktuelle Informationen (z.B. bei einem unvorhergesehenen Ereignis) noch nicht verfügbar, sollten Verkehrsteilnehmende zumindest darüber unterrichtet werden, dass (noch) keine näheren Informationen vorliegen. Gar keine Informationen bereitzustellen, sollte in jedem Fall vermieden werden, da dies zu Unsicherheiten und Fehlentscheidungen führen kann.

Informationen über Verkehrsmittel

In vielen Fällen ist die Benutzung von Verkehrsmitteln durch eigene Erfahrungen oder durch Annahmen geprägt, die Gewohnheiten so stark verfestigen können, dass Alternativen nicht mehr wahrgenommen oder „falsch“ bewertet werden. Um verfestigte Verhaltensmuster aufzubrechen, entweder um KundInnen für ein neues Angebot zu gewinnen oder um gesellschaftlich erwünschtes Verhalten zu fördern (z.B. nachhaltige Mobilität, aktive Mobilität), werden neben faktischen Informationen zur Verkehrsmittelnutzung sehr oft emotional geprägte Informationen verbreitet, da diese eine höhere Aufmerksamkeit als Fakten erzeugen und ein bestimmtes Image vermitteln. Solche Inhalte sprechen dabei persönliche Wertvorstellungen an, die für bestimmte Zielgruppen aufbereitet werden und dabei auch stark überzeichnet oder verzerrt werden können. Beispielsweise werden in der Werbung für Autos häufig entweder ‚coole‘ urbane lifestyle-geprägte oder mit grenzenloser Freiheit assoziierte Szenerien mit freien Landstraßen inmitten atemberaubender Kulissen verwendet.

Informationskanäle

Verkehrsbezogene Informationen können auf unterschiedliche Weise übermittelt werden, wobei nicht alle Kanäle in allen Situationen und für alle Verkehrsteilnehmenden geeignet sind. Generell werden verkehrsbezogene Informationen hauptsächlich über diese Kanäle übermittelt:

  • Karten-Apps (pre-trip und on-trip)
  • Navigations-Apps (pre-trip und on-trip)
  • Verkehrsträger-Apps (pre-trip und on-trip)
  • Internet-Routenplaner (pre-trip)
  • Verkehrsträger-Fahrpläne im Internet (pre-trip)
  • Navigationsgerät (on-trip)
  • Verkehrsträger-Homepages (pre-trip)
  • Social Media (allgemein, pre-trip und on-trip)
  • Verkehrsträger-Hotlines (pre-trip und on-trip)
  • Persönliche Informationen (vertraute Personen oder Auskunftspersonal) (allgemein, pre-trip und on-trip)
  • Verkehrsträger Fahrplanhefte (pre-trip und on-trip)
  • Papier-Landkarten (pre-trip und on-trip)
  • Straßenatlas (pre-trip und on-trip)
  • Verkehrsclubs (Zeitschriften oder Homepage) (allgemein, pre-trip und on-trip)

Die Wahl der Informationskanäle beeinflusst in großem Maße, welche Personen diese Informationen nutzen (können). Um dies abschätzen zu können, helfen folgende Fragen:

  1. Welche Barrieren (s. Barrieren & Disparitäten) könnten im Zugang zu diesen Informationen auftreten, die durch mentale Einschränkungen oder soziale Ungleichheiten in der Bevölkerung entstehen (z.B. physische Barrieren wie etwa Sinneseinschränkungen, sozioökonomische und kognitive Barrieren wie Armut oder Bildung, oder emotionale Barrieren auf Basis von Erlebnissen oder dem Verhalten des sozialen Umfelds)?
    Möchte man z.B. eine App zur Informationsvermittlung einsetzen, können Sinneseinschränkungen, digital divide, der Umstand, dass manche Gruppen Apps eher für soziale Netzwerke, aber nicht zur Mobilitätsorganisation verwenden, die Reichweite dieses Kanals stark einschränken.
  2. Wer ist konkret meine Zielgruppe und in welchem Ausmaß bestehen für diese Gruppe vermutlich Barrieren irgendwelcher Art?
    Wenn eine App z.B. zu nachhaltigem Verhalten motivieren soll, die Zielgruppe aber eher von anderen Motiven (z.B. Optimierung eigener Interessen durch Geschwindigkeit oder Anerkennung in der sozialen Gruppe), sollte die App entweder an eine andere Zielgruppe gerichtet werden oder die emotionalen Werte dieser Gruppe angesprochen werden, um nachhaltiges Verhalten in diesem Zusammenhang aufzuzeigen.
  3. Wie hoch ist der Aufwand, identifizierte Barrieren zu minimieren? Ist der gewählte Informationskanal der beste Weg oder sollte ein anderer Kanal genutzt oder mit dem gewählten kombiniert werden?
    Bezogen auf das App-Beispiel können durchaus viele Menschen von mobilen Echtzeitinformationen zu ÖV Angeboten profitieren; die allgemeinere Lösung in Form von digitalen Echtzeitanzeigen an Haltestellen, die neben der visuellen auch eine akustische Vermittlung ermöglichen, sind aber eine wichtige Form der Bereitstellung, die nicht vollständig durch eine App ersetzt werden kann.

Eine Unterstützung zur Beantwortung dieser Fragen liefern die Ergebnisse des Projekts pro:motion, in dem soziale Gruppen anhand ihrer bevorzugten Informationskanäle und der Überzeugungskraft bestimmter Argumente beschrieben werden.

Allgemeine Informationen zu Verkehr und Verkehrsentwicklung

Neben den Informationen zur Verkehrsmittelwahl und zur alltäglichen Verkehrsorganisation sind auch Informationen von Bedeutung, die das Gesamtverkehrssystem und die strategische Entwicklung des Verkehrs betreffen. Um diese zu verstehen und Entwicklungen zu steuern, werden langfristige Ziele auf lokaler, regionaler bundesstaatlicher und nationaler Ebene formuliert, die dann in Form von Mobilitätsstrategien veröffentlicht werden. Neben der Zielformulierung und den damit verbundenen Kennzeichen der Entwicklungen (Indikatoren) werden auch dazugehörige Maßnahmen mehr oder weniger detailliert spezifiziert. In vielen Fällen sind die strategischen Verkehrsziele eng mit der Raumentwicklung verknüpft, da die Lage von Einrichtungen und Wohn-bzw. Arbeitsorten im Raum Ortsveränderungen und damit Verkehr bedingen.

Während eine solche Mobilitätsstrategie vielerorts als Teil der örtlichen Raumentwicklungsplanung veröffentlicht wird, gibt es für größeren Städte und auf überregionaler Ebene umfassendere Mobilitätskonzepte. Für Österreich gilt derzeit z.B. der Gesamtverkehrsplan Österreich sowie der Mobilitätsmasterplan 2040 und die FTI-Strategie Mobilität. Für die Bundeshauptstadt Wien gilt das Fachkonzept Mobilität im Rahmen des Stadtentwicklungsplans für Wien (STEP 2025).