Mobilitätsverhalten

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Das Verhalten aller Verkehrsteilnehmenden ist – neben den technischen Entwicklungen und der politisch-planerischen Steuerung – ein wichtiger Faktor dafür, inwieweit und in welchem Umfang der Verkehrssektor einen Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz auf der einen Seite und zur gesellschaftlichen Teilhabe auf der anderen Seite leisten kann. Wie sich Menschen in ihrer räumlichen Mobilität verhalten, wird maßgeblich von fünf Faktoren beeinflusst:

  • Die Siedlungsstruktur des Wohnstandortes (als Ausgangs- und Zielpunkt der meisten Wege) bestimmt den Aufwand, um die wichtigen Orte des Alltags zu erreichen. Je aufgelockerter die Siedlungsstruktur ist, desto schlechter ist die Nahversorgung, die Erreichbarkeit wichtiger Einrichtungen und umso eher wird ein Auto verwendet. Wichtig in Städten ist die Qualität des öffentlichen Raumes; hier ist die Aufenthaltsqualität bedeutsam und ob er eine aktive Mobilität (zu Fuß gehen, Fahrrad fahren) ermöglicht und attraktiv macht.
  • Das Verkehrsangebot ist entscheidend dafür, mit welchem Verkehrsmittel die Wege zurückgelegt werden. Je größer die Auswahl unterschiedlicher Verkehrsmittel ist, desto eher werden diese ins Auge gefasst und damit die Möglichkeit eröffnet, einzelne Wege mit unterschiedlichen Verkehrsmitteln (→ Intermodalität) ist entscheidend dafür, mit welchem Verkehrsmittel die Wege zurückgelegt werden. Je größer die Auswahl unterschiedlicher Verkehrsmittel ist, desto eher werden diese ins Auge gefasst und damit die Möglichkeit eröffnet, einzelne Wege mit unterschiedlichen Verkehrsmitteln (→ Multimodalität).
  • Ein wesentlicher Faktor sind aber auch die soziodemografischen und sozioökonomischen Merkmale der Verkehrsteilnehmenden. Über wieviel Geld verfügen sie und wieviel zeitliche Spielräume haben sie, um den Alltag zu organisieren? Sind sie in der Lage, alle Informationen zum Verkehrsangebot auch wahrzunehmen? Hier spielen Alter und Geschlecht, Haushaltsstruktur und Einkommen eine große Rolle.
  • Ein weiteres, zunehmend bedeutsameres Merkmalsbündel besteht in den Wertvorstellungen und Zielsetzungen der Verkehrsteilnehmenden (→ soziale Milieus (s. Soziokulturelle Gruppen (soziale Milieus, Lebensstile))). Was ist für bestimmte soziale Gruppen wichtig? Umweltschutz, Gesundheit, Freizügigkeit, Technikorientiertheit, Stolz auf das (erste) Auto? Diese Grundeinstellungen verengen oft die Sichtweise auf alternative Möglichkeiten, bestimmte Wege zurückzulegen. Daraus entstehen verfestigte Verhaltensweisen (Mobilitätsstil).
  • Menschen orientieren sich als „soziale Wesen“ immer auch an dem für sie wichtigen sozialen Umfeld (Orientierung innerhalb der Familie, an den Peers, in der Nachbarschaft, im Freundes- und Bekanntenkreis). Das soziale Umfeld ist für das subjektive Gefühl, sozial integriert zu sein und liefert eine wichtige Anerkennung. Mit dem sozialen Umfeld werden aber Wertvorstellungen, Motive, Fähigkeiten und Mobilitätsstile beeinflusst (jugendliche Autoschrauber, Lastenfahrrad nutzen, e-Scooter sharen, etc.) (--> soziale Kontrolle; s. Abbildung).
Zusammenhang zwischen Gelegenheiten, Fähigkeiten und Motivation von Personen mit deren Verhalten (Lebensstil, Mobilitätsstil) unter Berücksichtigung ihrer Wertestrukturen (soziales Milieu) und der Beeinflussung durch das soziale Umfeld (soziale Kontrolle)

Erst wenn die Gelegenheiten günstig sind (d.h. ein entsprechendes Verkehrs- und Mobilitätsangebot gibt, das eine multimodale nachhaltige Mobilität ermöglicht) und die Fähigkeit bei BürgerInnen gegeben ist, diese auch zu nutzen (durch niedrigschwellige Information, ohne allerdings digital auszugrenzen), dann ergibt sich eine Chance, die Motivation, das Verhalten entsprechend zu verändern.

Motivationsstrukturen können aber in gleichen Situationen (Kinder zur Schule zu bringen, zur Arbeit zu fahren, in der kleinen Gemeinde einzukaufen, etc.) sehr unterschiedlich sein. Daher ist es wichtig, die grundsätzlichen Haltungen, Werte und Orientierungen zu berücksichtigen und mit den Strategien der Beeinflussung an diese anzuknüpfen (s. Zielgruppen).